Hundeschulen

Bei uns kann man, wenn man genau hinschaut, erkennen, in welche Hundeschule jemand geht. Leider. Denn die eine Schule erkennt man daran, dass die Menschen mit Wasserflaschen nach ihrem Hund werfen - und die Hunde natürlich immer misstrauischer werden und immer weniger bereitwillig kommen.  Die andere Hundeschule ist "netter". Aber man möchte lieber nicht zusehen, wenn die Hunde an der Leine gehen sollen.
Ich habe eine liebe Nachbarin, eine ältere Dame, mit einem jungen Labrador. Filou ist ein Seelchen, ein absolut lieber Hund. Vor kurzem habe ich zum ersten Mal einen kurzen Spaziergang mit den beiden gemacht - sonst lassen wir die Hunde immer nur auf der Wiese toben.
Es war nicht schön anzuschauen. Frauchen wird hin und her gezerrt, ausser ständigem Schimpfen und einem immer fester und immer kürzer werdenden Griff in die Leine kommt aber nix - und der Hund, der ja nicht weiß, was er eigentlich machen soll, ergibt sich irgendwann in sein Schicksal, hängt sich mit stierem Blick ins Halsband wie ein Ochse und versucht, dem Zug zu entkommen. Hund und Frauchen unglücklich und hilflos. Dazu ein stetiger Strom an Erklärungen und Frust: "Wir haben Filou ja erst mit 8 Monaten bekommen. Er zieht halt so, er hat es nie gelernt. Er kann das nicht. Er macht das nicht. Wenn er einen anderen Hund sieht... usw. usf."
Es ist immer blöd, anderen mit klugen Ratschlägen zu kommen, aber ich kann irgendwann nicht anders und frage, warum sie den Hund so ziehen lässt. Ein völlig verständnisloser Blick. Hmm. Noch ne Frage: Wie haben Sie es denn in der Hundeschule gelernt? Tja, eigentlich gar nicht. Leinenführigkeit kam nicht so oft dran. Hmmm.
Ich verstehe es nicht. Diese Hundeschule ist nicht gerade billig. Leinenführigkeit ist eines der wichtigsten Dinge überhaupt. Wie kann es sein, dass es dann einfach "nicht drankommt"???

Filou zeigt, dass es auch keine zwanzig Stunden braucht, das ordentliche Laufen zu kapieren. Ein paar Tipps - ich selbst mache das durch Begrenzen nach vorne, viel Belohnen und gelegentlich ein paar Schritte Rückwärts, wenn der Hund zu weit nach vorne kommt - Frauchen saugt alles dankbar auf, setzt es um und Filou reagiert hervorragend. Er läuft direkt aufmerksam und locker - sieht besser als als bei Blacky und mir.  Filou, der Streber.
Bei unserem nächsten Treffen erzählt mir die Nachbarin, dass es jetzt schon immer länger und besser klappt und dass sie fleissig übt. Stolz und Freude über ihren Hund sind ihr ins Gesicht geschrieben. Ich freue mich auch - aber ich wundere mich jetzt noch mehr. Ein offensichtlich bemühter Mensch, der Tipps sofort umsetzt, übt und sich Mühe gibt. Ein absolut lernwilliger, gutmüter und unproblematischer Hund. Wie kann es sein, dass diese beiden in der Hundeschule nichts lernen? Und ich - weiß Gott weder Trainer noch sonstwas - kann binnen 10 Minuten eine Veränderung bewirken? Das gibts doch nicht.
Gestern haben Blacky und ich eine neue Bekanntschaft gemacht, ein 8 Monate alter Hund, die Jungs haben sich prächtig verstanden, die Frauchen auch, beim Thema Hundeschule kommt zur Sprache, dass auch meine neue Bekannte in der besagten Schule ist. Ich bin gespannt aufs Anleinen... Und behalte leider auch diesmal recht. Katastrophe... Nicht, dass es der Hund nicht kann - das ist in dem Alter ja kein Ding. Blacky ist 14 Monate und wir üben natürlich immer noch. Aber Frauchen hat einfach keinen Plan, was sie eigentlich machen soll. Und sie hat einen großen, starken und eigenwilligen Hund. Na dann... ich halte aber meine Klappe. Niemand mag einen Klugscheisser... 

2 Kommentare:

  1. Es ist wirklich nicht so einfach, einen guten Trainer zu finden. Noch schwieriger wird es, wenn die Leute nicht mal wissen, was ein guter Trainer ist... :-(

    LG Andrea und Linda

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  2. Was ich so schade finde (zumindest bei den Hundeschulen in meiner Gegend), ist, dass so wenig Wert auf Alltagstauglichkeit gelegt wird. Was nützt mir ein Hund, der auf dem Platz mit relativ wenig Ablenkung vorbildlich am Knie klebt, aber dafür den Rückruf im Wald nur zu 50% beherrscht und an der Bushaltestelle nicht warten kann, ohne zu Hibbeln? Oder eben beim Spaziergang in der Leine hängt.

    Insofern decken sich meine Erfahrungen da mit deinen – wenn die Hundeschulen gerade den Ersthundbesitzern ein paar einfache Tipps an die Hand geben würden, um solche Dinge im Alltag zu üben (... denn da findet ja eigentlich der Großteil der Erziehung statt!), wären wahrscheinlich alle Beteiligten glücklicher.

    (Und ich finde die Tipps von dir gar nicht Klugscheisser-mäßig, ganz im Gegenteil. Was für ein nettes Happy-End!)

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Danke! Ich werde den Kommentar so bald wie möglich lesen und freischalten.