Kuschelmonster

Ein Pudelwelpe ist ja so ungefähr das weicheste, kuscheligste und bezaubernste was es gibt. Man würde ihn am liebsten knuddeln, streicheln, an sich drücken und natürlich mit ins Bett nehmen. Bei mir dürfte ja auch ein haarender und stinkender Hund mit ins Bett - und so ein Pudel, nichthaarend und wohlriechend, natürlich erst recht.
Blacky allerdings hatte da anderes im Sinn. Gestreichelt werden - ja, aber bitte nur kurz und ganz sachte. Jedes zu dolle Knuddeln oder gar umarmen hatte sofortigen Rückzug unters Sofa zur Folge. Selbst, wenn er mal kam, um sich anzuschmiegen - kaum fasste man ihn an, oder bewegte sich auch nur, war er wieder weg. Und im Bett schlafen - Nein Danke!
Für mich war das ok, für Paula natürlich eine Enttäuschung. Und wie Kinder halt so sind, reichte ein genervter Blick von Blacky nicht immer als Mahnung. "Mama er hat mich angeknurrt!". Tja, dann lass ihn halt in Ruhe. Für ein Knurren wird nicht der Hund getadelt, sondern der, der ihn überhaupt so bedrängt hat (und ich selbst, dafür, dass ich nicht früher dem Hund zur Hilfe geeilt bin). Mein Hund darf knurren, und ja - wenn sein Knurren nicht geachtet wird, dann darf er tatsächlich auch mal abschnappen. Ich halte es für wichtig, dem Hund seine Warnsignale nicht abzutrainieren!
Natürlich ist Paula kein Kleinkind mehr gewesen - und Blacky hatte schon immer eine extrem gute Beisshemmung, er hat auch im Spiel niemals auch nur gezwickt.
Mir gegenüber hat Blacky allerdings nie geknurrt. Auch nicht, wenn ich unangenehme Dinge gemacht habe, wie bürsten usw - aber er hat halt von Anfang an gelernt, dass ich sein Unwohlsein erkenne und berücksichtige. Nicht, indem ich mich komplett zurückziehe - sondern indem ich langsamer vorgehe, ihn nicht überrumple und ihm Zeit gebe. Annäherung und Rückzug heisst das Prinzip.
Jedenfalls - auch wenns schade war - wir haben uns damit abgefunden, eben keinen Kuschelhund zu haben. Und vielleicht gerade deshalb ist Blacky seit einigen Wochen doch zum großen Schmuser geworden. Auf einmal geniesst er es, gekrault zu werden, Paula darf den Arm um ihn legen, und er krabbelt ins Bett und schmiegt sich an. Inzwischen macht er sich sogar ganz schön breit!
Es lohnt sich, den Hund so zu nehmen, wie er eben ist. Das ist die Basis für Vertrauen, und Vertrauen ist die Voraussetzung für Nähe und Bindung.

Und wie meinte eine Freundin zu mir (Achtung, Scherz!!!): "Oh je, jetzt wird er also doch noch dominant! Pass bloss auf, heute schläft er im Bett, morgen frisst er dich auf!!"

2 Kommentare:

  1. Du schreibst gute Texte und das verdient auch mal einen netten Kommentar, denn ich stimme Dir zu. Und ich bin der Meinung, dass die meisten Probleme daraus entstehen, dass der Hund nicht als Hund gesehen wird, von seinen Bedürfnissen (denen des jeweiligen Hundes, nicht der Rasse allgemein) einmal ganz zu schweigen.

    Ich habe eigentlich keine Probleme mit meinem Hund, eher mit unserem Umfeld. Denn es gibt gaaaanz viele Menschen, die einen Problemhund in Linda sehen. Noch dazu sind die Probleme ganz verschieden gelagert. Von superängstlich bis megadominant etc. etc. (nur so als Beispiel) ist alles an Vorurteilen vertreten, was man einem Hund nur so andichten kann. Immer aus der Sichtweise und den Erwartungen des jeweiligen Menschen abgeleitet, der mir da (meistens ungefragt) so seine Meinung kundtut.

    Es lohnt sich nicht nur, es ist auch spannend, den Hund so zu nehmen, wie er eben ist.

    In diesem Sinne

    schlaft schön

    Andrea und Linda

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  2. Den Hund so anzunehmen, wie er ist, ist sicher eine der größten Herausforderungen bei seiner Aufnahme. Also, zu warten, bis der Hund zum Kuscheln kommt ist schwer und verdient absoluten Respekt. Den Lohn hast Du schon bekommen.

    Als kind lebte ein Pudel bei uns im Haus, so dass ich weiß, wovon Du sprichst...

    Viele liebe Grüße
    Sabine mit Socke

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Danke! Ich werde den Kommentar so bald wie möglich lesen und freischalten.