Verstärker und Strafe - Teil 2

Bevor es mit der ganzen Verwirrung um positiv und negativ weitergeht - ein fundamentaler Unterschied zwischen Verstärker und Strafe fehlte noch in Teil 1.

Verstärker bewirken, dass ein Verhalten öfter/ausgeprägter gezeigt wird. Strafen bewirken, dass ein Verhalten seltener/weniger ausgeprägt gezeigt wird. So weit alles klar.

Was folgt daraus?

Verstärker bewirken, dass Wir, die lernfähigem Organismen, unseren Handlungsspielraum ständig vergrößern. Die Erfahrung von Erfolg - die Steigerung unseres Wohlbefindens - ermutigt nicht nur dazu, dasselbe Verhalten erneut zu zeigen, sondern auch zum Ausprobieren, Variieren von Verhaltensweisen, zur Suche nach mehr Erfolg. Neugier, Offenheit und Experimentierfreude sorgen dafür, dass wir immer neue Möglichkeiten entdecken, unser Wohlbefinden zu steigern.

Strafen bewirken das Gegenteil. Sie verkleinern unseren Handlungsspielraum, weil wir tendenziell in dieser Richtung nicht mehr weiter herumprobieren. Das ist der Sinn von Strafen (in einem natürlichen Umfeld). Dieser Mechanismus bewahrt uns davor, uns zu verletzen oder in Gefahr zu begeben. Er verringert auch unsere Offenheit für neue Erfahrungen, unsere Flexibilität.

Nun ist aber das Vorhanden sein von Handlungsalternativen eine der Grundvoraussetzungen des Lernens. Je mehr Handlungsalternativen wir haben, desto besser, schneller und vielfältiger lernen wir. Unsere Fähigkeit, zu lernen, wird größer. In einem Umfeld, in dem viele Verhaltensweisen bestraft werden, wird unser Handlungsspielraum immer kleiner, und damit auch unsere Fähigkeit zu lernen.

Wenn ich mich nun also als Mensch zum Teil der Umwelt eines Lebewesens emporschwinge, Verstärker und Strafen in die Umwelt des Tieres einbringe, beeinflusse ich damit auch dessen Handlungsspielraum und somit unmittelbar sein Potential, sich zu entwickeln.

Inzwischen setzt es sich immer mehr durch, Tiere über Verstärker statt über Strafen zu trainieren. Und das sollte es auch - nicht aus moralischen Gründen, nicht nur , weil wir "nett" sein wollen - sondern, weil Lernen so einfach besser funktioniert und wir sehr viel mehr erreichen können.

Vielleicht ein gutes Argument, wenn mal wieder jemand darüber herschwadroniert, dass man dem "dominanten" Hund mal so richtig zeigen sollte "wer der Herr ist"!

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