Gepöbel

Ich hasse es. Wirklich. Ich hasse es, von in der Leine hängenden Hunden verbellt zu werden. Seit wir den Wohnmobilplatz vor der Nase haben, treffen wir deutlich mehr Hunde auf unserer Morgen-Gasssi-Runde als früher, und ich muss sagen, ich atme jedesmal auf, wenn wir mal nicht angepöbelt werden.

Es ist nicht so, dass ich kein Verständnis habe. Ich weiß, wie schnell man sich einen Hund dahingehend versauen kann, dass er Leinen"aggression" (die ja selten echte Aggression ist) zeigt. Ich weiß, dass es sehr schwer ist, das wieder loszuwerden. Ich rümpfe nicht die Nase, ich mache keine blöden Sprüche, ich gehe so schnell und so unaufgeregt vorbei, wie möglich - aber ich werde wirklich deutlich, wenn jemand sich von seinem tobenden Hund auch noch zu uns her ziehen lässt. Am besten noch an der Straße. Wegbleiben Bitte!

Es ist mir völlig egal, ob der lautstarke Frustpöbler sofort aufhört, wenn er nur mal Hallo sagen darf. Ohne diese ganze dämliche Hallo-Sagerei wäre der Hund wahrscheinlich gar nicht zum Typ 1 Leinenkläffer - nämlich Frustpöbler - geworden. Was soll der Scheiß!

Und ich brauche ganz sicher keinen Typ 2 Leinenkläffer - nämlich den "Lass mich gefälligst in Ruhe" - Pöbler an meiner eigenen Leine. Das wäre ganz schnell das Ergebnis, wenn ich Blacky von jedem ach so "netten" Hund belästigen lassen würde. Es tut mir immer weh, wenn ich offensichtlich gestresste, ängstliche, regelrecht hysterische Hunde, meist Kleinhunde, sehe, die ihr Heil in "Angriff ist die beste Verteidigung" suchen müssen. Die sind dann "frech".

Vor ein paar Wochen habe ich eine Halterin mit einem zwei erwachsenen Chihuahuas und einem Welpen getroffen. Was für ein winziger Hund. Die Hälfte von unseren Meerschweinchen. Ich habe vorsichtigen Kontakt mit Blacky zugelassen, der ja gelernt hat, bei Kleinhunden vorsichtig zu sein. Er hat das Teilchen einfach ignoriert.
Später sind wir ein Stück zusammen gegangen, die Hunde inzwischen angeleint, weil Straße in der Nähe, treffen auf einen recht großen angeleinten Welpen und unter großem Oh und Ah durften sich die beiden jungen Hunde "begrüßen".

Geschätzte 800 Gramm, oder weniger, gegen 15 ungestüme Kilo, keine Chance zur Flucht.

Es überrascht mich nicht, welches Bild sich mir inzwischen bietet, wenn ich der Dame begegne. Der Kleine hängt in der Leine und kläfft sich aufgeregt die Seele aus dem Leib. Dass die erwachsenen Hunde das auch tun, ist eh klar und hilft natürlich nicht. Chihuahuas sind halt frech.

Aber gut, bei allem Mitleid für die betroffenen Hunde, außer dass es nervt, kann ich damit leben. Richtig unangenehm sind Blacky und mir nur die Typ 3 Pöbler, die, bei denen echte Aggression dahintersteckt. Oft nur Rüdengehabe - aber das steigert sich auch gerne mal - so nach dem Motto: "Was fällt dir ein, dich hier zu zeigen! Ich hab dir doch letztes Mal schon gesagt, dass ich dich NIE WIEDER SEHEN WILL!". Wie bei den Flexi-Riesen-Nordischen, die inzwischen nicht mehr nur Starren, sondern Rumtoben. Gemeinsames Kampfgewicht dürfte deutlich über dem des Menschleins am anderen Ende der Leine liegen. Flexileine auch noch, die man eh nicht ordentlich halten kann. Ätzend.

Wenn man schon sieht, wie jemand direkt in die Leine packt und einen festen Stand sucht, sobald ein anderer Hund auftaucht - gruselig. Oder Nachbars  Bullmastiff mal vorsorglich am Würger auf zwei Beine hochgezogen wird, damit man ihn irgendwie halten kann. Oder einem gleich entgegen gebrüllt wird "Lassen Sie bloss ihren Hund nicht her, der macht den tot!"

Aber vernünftig sichern? Maulkorb anziehen? Nein! Schließlich sind ja die anderen schuld, die es wagen, zu nahe zu kommen. Das denke ich mir nicht aus, diese Einstellung ist mir in Gesprächen mit Haltern unverträglicher Hunde schon mehrfach begegnet. Mich entsetzt dabei nicht, dass dem Tutnix Schuld zugesprochen wird, denn das stimmt ja - aber dass das Verletzen oder sogar das Töten des Tutnixes als irgendwie ganz normales Hundeverhalten angesehen werden - was zu nahe kommt, hat eben gelitten - da fehlen mir dann die Worte.

Sicher, sowohl Hunde, die sofort ernst machen als auch Halter, die das ok finden, sind selten. Aber jedesmal, wenn mir so ein schlecht gesicherter, tobender Großhund begegnet, frage ich mich, was wohl wäre, wenn der Griff der Flexi doch mal aus der Hand rutscht, die Leine reisst, das Herrchen stolpert.

Ich hasse es. Wirklich.



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