Sport?

Wir hüpfen am Strand, nicht auf dem Hundeplatz - und das hat (leider) einen, nein drei, Gründe.

Ein Erfahrungbericht....

Ich finde Agility ja einen durchaus beeindruckenden Sport. Und soll ja auch toll sein für Pudel - klar, Hüpfen und Rennen, das ist dem Pudel auf den Leib geschneidert. Und es fordert einiges an Koordination und Kommunikation zwischen Hund und Mensch - spannend! Also, mal probieren!

Unser erster Hundeverein - da waren wir in der Welpengruppe. Das war alles nett und fein, später dann Junghundegruppe, auch ok, dann die Frage: Weitermachen? Was?

Ich habe ein paar Mal am THS (Tunierhundesport) teilgenommen, und gemerkt: einfach mal so Mitrennen ist kein sinnvoller Trainingsaufbau. Schon gar nicht mit einem Junghund, der schnell aufdreht. Es gab noch einen blöden Vorfall mit einem unverträglichen Aussie-Rüden, danach wollte Blacky den Platz gar nicht mehr betreten. Alles Quatsch.

Die Begleithundeprüfung haben wir in dem Verein noch gemacht. Danach hat's mir dann endgültig gereicht. Wenn die Trainer noch bewundernd zuschauen, wenn der Riesenschnauzer-Halter seinem Hund bei jedem Schritt einen Leinenruck vom Feinsten reinknallt - sorry, wenn ich mit solchen Leuten auf dem Platz stehen will, dann gehe ich doch gleich in einen Gebrauchshundeverein der "alten Schule" und nicht in einen Verein, der sich Spaß und Hundefreundlichkeit und was weiß ich auf die Fahnen schreibt.

Da der Riesenschnauzer (der zwar zum zweiten Mal die Ablage nicht geschafft hat, vom Prüfer aber trotzdem durchgewunken wurde) auch in der Agilitygruppe war,  und dort genauso geschuhriegelt wurde, habe ich es beim Agility in diesem Verein beim Zuschauen belassen.

Zweiter Versuch. Netter Verein. Schon ein bisschen besser, was den Trainingsaufbau angeht. Wenn aber dann ein zwölfjähriges Mädchen mit ihrem 18 Monate alten Terrier völlig überfordert ist, aber mit dem ebenfalls völlig überforderten Hund unbedingt Agility machen muss, und der Hund nur noch gemaßregelt, am Halsband herumgezerrt und angemotzt wird, wenn die Mutter entweder nur zuguckt oder gleich gar nicht mehr mitkommt "weil das die Tochter unter Druck setzt", wenn die Trainer anfangen, darüber zu diskutieren, dem Hund das nächste mal ne Rappeldose vor die Füsse zu knallen, wenn er wegläuft - dann ist vielleicht die Zeit gekommen, die Zehnerkarte verfallen zu lassen.

Also, eine Bekannte nach Empfehlungen gefragt, die Agility macht. Nächster Verein. "Da werden die Hunde richtig gut aufgebaut." Bissel weit zu fahren, aber hey, probieren kann man's ja. Erste Stunde war gut. Einiges gelernt. Nette Leute. Aber dann:

Dritter Verein. Zweite Stunde.
Eine (für mich) neue Teilnehmerin mit ihrem unverträglichen Aussie-Rüden (irgendwie gibt's davon einige...). Ich weiß nicht, ob ich mir das antun würde, einen Hundesport zu betreiben mit einem Hund, der so massive Probleme mit der Anwesenheit anderer Hunde hat. Tobte angebunden herum, sobald sich was bewegte und auf dem Platz: Kaum die Leine ab, schnurstracks mit Vollgas zum Zaun. Und volle Pulle in den Zaun geschmissen. Der hielt zum Glück - ein Netz, so eine Art Schafsnetz. Schicker Trampolineffekt. Was, wenn der Zaun nicht hält? Oder der Hund drüberspringt?

Die beiden anwesenden Kleinhunde sassen die meiste Zeit auf dem Schoß ihrer jeweiligen Frauchen ("Normalerweise mag sie das ja gar nicht, aber wenn XX da ist, hat sie Angst" - Na, super).

Aber in einem guten Hundesportverein weiß man ja, wie man mit sowas umgeht.

Giesskannen mit Wasser drüberkippen. Mit Flaschen und Dosen bewerfen. Am Nackenfell hochziehen. Runterdrücken. Am Halsband würgen und auf den Hinterbeinen vom Platz zerren.

Es ist nicht leicht, mit aggressivem Verhalten umzugehen. Das will ich nicht behaupten. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass es nicht SO geht, und dass ein Hund mit so massiven Problemen gar nicht erst in eine solche Situation gebracht werden sollte. Und ich möchte mir das nicht anschauen müssen, und meinen Hund auch nicht dem Stress aussetzen, dauernd bedroht zu werden.

Kann man den ganzen Verein nach diesem einen Fall beurteilen? Vielleicht nicht. Aber bevor die Anfängerstunde losging, hatte ich kurz Gelegenheit, einer erfahrenen Hundeführerin bei der Ausbildung ihres jungen Border Collies zuzuschauen. Und da war sie wieder: die vielseitig einsetzbare und offenbar überaus nützliche Rappeldose!

Ganz ehrlich: Dass es Situationen gibt, in denen man einem Hund klipp und klar sagt: SO NICHT - das will ich nicht leugnen. Es gibt sie, und es gibt sie auch bei mir. Es gibt Regeln, die setzt man eben durch, und vielleicht schafft das nicht jeder mit immer "nur positiv". Ich selbst jedenfalls nicht. Ich bin auch mal unbeherrscht, wütend - oder entscheide mich ganz bewusst für ein donnerndes "SO NICHT FREUNDCHEN". Ob das gut ist, ob es sein muss, ob es Sinn hat - das kann und sollte man hinterfragen.

Aber im Sport hat das für mich nichts zu suchen! Ein Hund ist kein Sportgerät. Entweder man macht den Sport gemeinsam, weil BEIDE Freude dran haben - oder man lässt es eben. Strafe, Zwang und Druck gehören nicht in den Sport. Als Reiter sehe ich das viel zu oft im Umgang mit Pferden - ich möchte das ganz sicher nicht auch noch mit Hunden sehen müssen.

Und schon gar nicht möchte ich mich anstecken lassen. Ich bin nicht immun gegen Gruppenzwang, Ehrgeiz, Autoritätsgläubigkeit. Wie oft habe ich mich schon von Reitlehrern beeinflussen lassen, Dinge zu tun, die ich eigentlich nicht tun will und nicht gut finde? Nicht immer sieht man direkt in dem Moment wirklich klar, viel zu schnell macht man einfach, was einem gesagt wird. Auf Kosten des Tieres.

Mal sehen, vielleicht bringe ich die 10er Karte in Verein Nummer 2 noch zu Ende. Vielleicht probiere ich irgendwann Verein Nummer 4.
Vielleicht lasse ich es auch einfach...

Ich glaube nicht, dass Blacky es vermissen wird, auch wenn ihm Rennen und Hüpfen Spaß macht. Aber dazu hat er Gelegenheit genug, auch ohne Agility.

PS:

Ja, ich bin überzeugt, dass es sicherlich ganz viele positive Beispiele gibt, ich will keinesfalls alle über einen Kamm scheren, und ich bin absolut sicher, dass man die tollen Ergebnisse, die man auf vielen Youtube-Videos bestaunen kann, nur mit einem sinnvollen, positiven Trainingsaufbau ohne Misshandlungen erreichen kann. Ich will nichts verteufeln und schlecht machen.

Außer Rappeldosen beim Agility. Das ist doch Mist.



2 Kommentare:

  1. wenn auch spät, aber dazu möchte ich auch noch was sagen, liebe Sibylle. Ich gehe auch nicht mehr auf den Hundeplatz, das hat viele kleine Gründe, aber auch einige große. Pepper, immer etwas umgebungssensibel geht zum ersten Mal durch den Tunnel, es ist der alte Tunnel mit sehr harten Rippen und immer steht auch etwas Wasser dazwischen, was Pudel nicht so unbedingt mögen. Ich sehe sie kommen, sie tastet sich mir zuliebe vorwärts (ich denke schon, warum tue ich ihr das eigentlich an, wieso muss ein Welpe durch einen Tunnel gehen, wenn die Situation es nicht zwingend erfordert?) ich sehe ihren vertrauensvollen Blick "ich komme Frauchen, dauert nur etwas" ich hocke mich nieder um es ihr leichter zu machen, in dem Moment knallt es, mein Hund fliegt mir mit Panik in den Augen entgegen, wir beide sind total erschrocken. Da hat die "Trainerin" der es wohl zu lange dauerte, hinten den Tunnel ruckartig hochgezogen, was bei dieser Art Gewebe echt laut ist und mir den Hund quasi entgegengeschmissen. Ohne mich zu fragen, ohne Blickkontakt , ohne Vorwarnung. Ich war so sauer dass ich meinen Hund nahm und ging. Das Thema Tunnel ist für Pepper für alle Zeit erledigt, diese Trainer, die ohne den Halter zu fragen mit Schellen, Blechdosen und Zwang arbeiten, sind für mich völlig ungeeignet. Nicht, dass ich nicht auch zum Durchsetzen neige, wo es wichtig ist, aber der Hund muss doch erstmal ne Chance bekommen es alleine zu bewältigen. Es folgten noch zwei Vorfälle wo mir Hunde gebissen wurden ohne dass es ernsthafte Reaktionen von Seiten der Trainer gab, selbige Hunde traf ich eine Woche später wieder freilaufend auf dem Gelände, worauf ich mir einfach sagte: "wofür eigentlich?" Ich hatte eine völlig freie, vertrauensvolle Smilla, mit Jedermann und Jederhund verträglich, bis sie im Gelände des Hundezentrums von einem durchgeknallten Aussie 15 Minuten lang gehetzt wurde und die Besitzerin nicht die geringste Einwirkungsmöglichkeit auf ihren Hund hatte und eine Cutie, die vom drei Stühle weiter liegenden Briardrüden (inzwischen eingeschläfert weil er dann auch Menschen gefressen hat) ohne Warnung gepackt und gebissen wurde. Ich muss das nicht mehr haben. Das ist es mir nicht Wert.
    Meiner Meinung nach setzt man sich selbst und den Hund auch unter Druck, das normale Zusammensein wird völlig unterbewertet, gegen die zu erbringende Leistung. Denn natürlich sieht man sich immer im Vergleich "der kann schon Platz und Bleib, meiner noch nicht" Hundeschulen in ihrer Masse gibt es kaum 15 Jahre und die inzwischen erreichte Menge fordert auch gefüllt zu werden. Thomas Baumann sagte mal so schön, er glaube, dass wir die meisten Probleme, die in den Problemhundestunden bearbeitet werden, in Welpen und Junghundestunden selber schaffen. Ohje, lang geworden, sorry. Viele Grüße Karin

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    1. Liebe Karin, einerseits ist es schade, zu Lesen, dass auch du ein paar unangenehme Erfahrungen machen musstest - aber andererseits beruhigt es mich, nicht alleine zu sein damit.
      Ich bin absolut deiner Meinung: Das Zusammenleben zählt! Auch und gerade für unsere Hunde.

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